Artikelserie: Innovative Rahmenbedingungen im Unternehmen

Challenge gegen die Alltagsroutine – Unternehmen fordern ihre Mitarbeitenden heraus (Teil 6 von 8)

von Thomas Hueber

am 1. Dezember 2020

Wie wäre es, wenn zur Lösung von Problemen im Geschäftsalltag, alle Mitarbeiter mit unterschiedlichen Ideen beitragen könnten? Und zwar, indem sie sich an einer Challenge beteiligen.

Innovative Unternehmen veranstalten betriebsinterne Wettbewerbe für ihre Angestellten, um sie aus dem düster werdenden Arbeitsalltag herauszulocken und sie zusätzlich zu motivieren. Dadurch werden aus einfachen Mitarbeitern Ideengeber, deren Meinungen und Vorschläge der Unternehmensleitung wichtig sind. Die Angestellten fühlen sich motiviert und gehen ihrer Arbeit mit mehr Engagement nach. Zur Motivation gesellt sich ein ausgeprägter „Fun”-Faktor, eine bessere Gruppendynamik und ein größeres Bewusstsein für das Thema „Innovation”. Den Mitarbeitern macht die Challenge Spaß und der Unternehmer bedient sich einer wertvollen Ressource, der internen Innovationskraft, die oft vernachlässigt wird.

In seinen Anfangsjahren veranstaltete das beliebte soziale Netzwerk „Facebook“ (Facebook Inc., Sozialnetzwerk, USA, Gründung 2004, 2,45 Mrd. User weltweit, mehr als 35.500 Mitarbeiter weltweit, 55,8 Mrd. US-Dollar Umsatz (2018)) zahlreiche Hackathons unter seinen Mitarbeitern. Ziel dieser Wettbewerbe war es, neue Features zu entwickeln, aber auch, die Teammitglieder zusammenzubringen. „Gehackt“ wurde meist die ganze Nacht, doch die Facebook-Mitarbeiter sahen dies nicht als Zwang, sondern sie hatten einfach Spaß am Entwickeln, Coden und Kreieren. So entstanden, zum Beispiel, der „Like“-Button, die „Timeline“ und das „Chat“.

Der Entwickler von Videospielen Activision Blizzard (Activision Blizzard Inc., Computer- und Videospiele-Konzern, S&P 500-Unternehmen, USA, Gründung 2008, 9.000 Mitarbeiter, 7,5 Mrd. US-Dollar Umsatz (2018)) (World of Warcraft, Call of Duty) ermutigt seine Mitarbeiter, alle sechs Monate an einer 5×5 Innovation Challenge teilzunehmen, um dadurch zur Lösung alltäglicher Geschäftsprobleme beizutragen. Dabei müssen Teams, gebildet aus 5 Mitarbeitern innerhalb von 5 Wochen echte Unternehmens-Herausforderungen bewältigen. Ein Auftrag sieht zum Beispiel vor, dass die Teilnehmer einen Pitch für eine Franchising-Idee entwickeln. Dafür steht gewöhnlich ein gewisses Budget zur Verfügung. Die 5×5 Innovation Challenge bereitet allen teilnehmenden Mitarbeitern nicht nur viel Spaß, sondern sie fördert auch den Teamgeist und das Denken über den Tellerrand hinaus.

Doch nicht nur Software-Unternehmen veranstalten interne Challenges, um das Beste aus ihren Mitarbeitern herauszuholen. Das Schweizer Maschinenbau-Unternehmen Bühler (Bühler Holding AG, Technologiekonzern, Schweiz, Gründung 1860, mehr als 13.000 Mitarbeiter, 3,27 Mrd. CHF Umsatz) organisiert alle zwei Jahre eine sogenannte „Innovation Challenge“ für seine Angestellten. Dabei werden die mehr als 13.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt aufgefordert, ihre eigenen innovativen Ideen vorzustellen. Dadurch werden die Mitarbeiter zu Superhelden – ihre Bilder erscheinen auf Postern, Stickern, Flyern oder in den Newslettern, die regelmäßig verschickt werden. In der Challenge des Jahres 2018 ging es beispielsweise darum, Ideen für eine 30-prozentige Reduzierung des Energieverbrauchs und des Abfalls im Unternehmen zu finden. In diesem Jahr soll erneut eine interne Challenge die Mitarbeitenden dazu motivieren, den eigenen Superhelden zu finden.

Interne Wettbewerbe verfolgen mehrere Ziele. Zum Einen werden die Angestellten zum aktiven Mitmachen animiert und direkt in die Innovationsstrategie der Firma involviert, andererseits kommen dadurch das kreative Potenzial und ihre besonderen Fähigkeiten und Talente zum Vorschein.

Hier geht es zu Teil 5 der Beitragsreihe: Initiativen testen, bevor sie umgesetzt werden – Unternehmen mit klarer Botschaft: Scheitern ist erlaubt

Hier geht es zu Teil 7 der Beitragsreihe: Die Meinung der Mitarbeiter ist gefragt – Innovative Unternehmen fördern den offenen Dialog

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

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Über den Autor

Dipl.-Ing. Thomas Hueber
Gründer und Managing Partner von HME

Thomas Hueber ist Dipl.-Ing. Maschinenbau / Verfahrenstechnik.

Dipl.-Ing. Thomas Hueber berät und unterstützt seit über 30 Jahren das Executive & Senior Management von Produktions- und Technologieunternehmen.
Seit Gründung in 2015 konzentriert sich Thomas Hueber mit seinem Team auf die Produktionsoptimierung und Effizienzsteigerung im Engineering in KMUs sowie in BUs internationaler Industrieunternehmen.

Nach dem Studium war Thomas Hueber zunächst für den Stahl- und Anlagebaukonzern Preussag als Senior Project Engineer international tätig. Anschließend mehrere Jahre in mittelständischen Fertigungsunternehmen und Automobilzulieferern der metallverarbeitenden Großserienfertigung als Senior Manager/Bereichsleiter für Industrial Engineering. Später CTO, COO, GM, VP und Werkleiter in der Fertigung – meist parallel verantwortlich für Engineering, Entwicklung und Projektmanagement – von Produktions- und Technologieunternehmen in den Branchen Maschinenbau, Anlagenbau, Sondermaschinenbau und High Tech (Elektronik, Sensorik, Optik, Laser, Nanotechnologie).

In den Leistungsfeldern Einführung von Lean Manufacturing und Operational Excellence sowie im Projekt TurnAround (Projekt-Rettung) verfügt Thomas Hueber über besondere Erfahrungen. Darüber hinaus ist Thomas Hueber regelmäßig als C-Level Interim Manager in Produktions- und Technologieunternehmen erfolgreich unterwegs.

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