Artikelserie: Innovative Rahmenbedingungen im Unternehmen

Warum die Übertragung von Verantwortung so wichtig ist (Teil 1 von 8)

von Thomas Hueber

am 20. Januar 2020

Innovative Unternehmen bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Hinweis: aus Gründen der Lesbarkeit wurde im weiteren Text die männliche Form gewählt) verstärkt ein Arbeitsumfeld, das fördernd und nicht nur fordernd auf ihre Mitarbeiter wirkt. Innovative Rahmenbedingungen im Arbeitsalltag steigern die Produktivität der Mitarbeiter, was wiederum zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Vertrauen und Anerkennung sind zwei Schlagworte, von denen in großem Maße die Motivation der Mitarbeiter abhängt. Vertrauen entsteht dann, wenn sich die Kollegen bzw. Teammitglieder gut austauschen können.

Das bedeutet, dass man regelmäßig zusammenkommen sollte, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen. Verschiedene Unternehmen weltweit haben das verstanden und bieten ihren Mitarbeitern verschiedene Möglichkeiten an, sei es in Form von Arbeitscafés, gemeinsamen Ausfahrten oder sonstigen Team-Building-Aktivitäten. Den Angestellten und vor allem neuen Mitarbeitern Vertrauen schenken, das tun innovative Unternehmen verstärkt.

Der führende Online-Händler für gebrauchte Musikinstrumente Reverb (Onlinehändler in Chicago, USA, 135 Mitarbeiter, 10 Million Onlinebesucher pro Monat, gegründet 2013) begrüßt seine neuen Mitarbeiter auf eine ganz besondere Art. Und zwar durch einen Wettbewerb, „The Contest“ genannt, der im Jahr 2015 erstmals organisiert worden ist. Jeder neue Mitarbeiter bekommt 1.000 US-Dollar und darf innerhalb von fünf Wochen so viele Gitarrenpedale wie möglich kaufen und verkaufen. Andere Regeln gibt es nicht, Hauptsache, es finden so viele Transaktionen wie möglich statt. Den beiden Mitarbeitern mit den meisten Transaktionen winken attraktive Geldprämien. Gerade Anfänger fühlen sich dadurch geschätzt und motiviert, künftig engagiert ihrer täglichen Arbeit nachzugehen.

Eine gute Idee kann von jedermann kommen, nicht nur von den erfahrensten Mitarbeitern. Davon ist die Leitung des deutschen Naturkosmetikunternehmens Weleda (Gründung 1921, >2500 Mitarbeiter, U: >400 Mio. EUR.), die seinen Jüngsten viel Verantwortung überträgt, fest überzeugt. Im Rahmen der 2013 gegründeten Juniorenfirma „Naturtalente by Weleda“ dürfen die jüngsten Mitarbeiter des Kosmetikunternehmens, Azubis und Studierende, ihre eigenen Produkte entwerfen und auf den Markt bringen. Um das gute Verständnis, die Kommunikation und die Zusammenarbeit zu fördern, wurden die sogenannten „Herzensrunden“ eingeführt. Am Anfang eines solchen Treffens darf jeder der Anwesenden sagen, was ihm am Herzen liegt. Auch für die Jüngeren sind soziale Aspekte wichtig, so wird beim Verkauf der Naturtalente-Produkte beispielsweise ein Teil des Ertrages für den Schutz der Bienen gespendet.

Sich im Job sicher fühlen und nicht ständig darum zu bangen, dass man nach dem ersten Misserfolg seine Stelle verlieren könnte; diese Idealvorstellung ist in manchen Unternehmen, die es verstanden haben, dass man erst aus Fehlern klug wird, gelebte Wirklichkeit. Das Unternehmen Otto Versandhandel hat schon längst nicht nur einen Blog mit Diskussionen zu aktuellen Themen, sondern auch andere Events, wie etwa die „Design Thinking Workshops“, „Innovation Days“ oder die so beliebten „Fuck-Up-Nights“ für seine Mitarbeiter eingeführt. Bei den „Fuck-Up-Nights“ geht es darum, dass Mitarbeiter, deren Projekte gescheitert sind, einfach vor ihre Kollegen treten und hemmungslos über ihren Misserfolg berichten können. Die Tatsache, dass die Leitung das Scheitern nicht verurteilt, trägt dazu bei, dass sich die Mitarbeiter viel mehr trauen und dadurch mehr Entdeckerfreude und Unternehmensgeist im Job mitbringen.

Vertrauen und Anerkennung stehen also in enger Verbindung zueinander und können dazu beitragen, dass Mitarbeiter ihrer Arbeit mit Freude nachgehen und gute Ergebnisse erzielen.

Hier geht es zu Teil 2 der Beitragsreihe: Der Wissenstransfer unter Mitarbeitern ist wichtig

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

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Über den Autor

Dipl.-Ing. Thomas Hueber
Gründer und Managing Partner von HME

Thomas Hueber ist Dipl.-Ing. Maschinenbau / Verfahrenstechnik.

Dipl.-Ing. Thomas Hueber berät und unterstützt seit über 30 Jahren das Executive & Senior Management von Produktions- und Technologieunternehmen.
Seit Gründung in 2015 konzentriert sich Thomas Hueber mit seinem Team auf die Produktionsoptimierung und Effizienzsteigerung im Engineering in KMUs sowie in BUs internationaler Industrieunternehmen.

Nach dem Studium war Thomas Hueber zunächst für den Stahl- und Anlagebaukonzern Preussag als Senior Project Engineer international tätig. Anschließend mehrere Jahre in mittelständischen Fertigungsunternehmen und Automobilzulieferern der metallverarbeitenden Großserienfertigung als Senior Manager/Bereichsleiter für Industrial Engineering. Später CTO, COO, GM, VP und Werkleiter in der Fertigung – meist parallel verantwortlich für Engineering, Entwicklung und Projektmanagement – von Produktions- und Technologieunternehmen in den Branchen Maschinenbau, Anlagenbau, Sondermaschinenbau und High Tech (Elektronik, Sensorik, Optik, Laser, Nanotechnologie).

In den Leistungsfeldern Einführung von Lean Manufacturing und Operational Excellence sowie im Projekt TurnAround (Projekt-Rettung) verfügt Thomas Hueber über besondere Erfahrungen. Darüber hinaus ist Thomas Hueber regelmäßig als C-Level Interim Manager in Produktions- und Technologieunternehmen erfolgreich unterwegs.

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