Wartung ist keine Reparatur. Und Krisenprävention kein Kostenfaktor.

von Thomas Hueber

am 6. November 2025

Viele Werke fahren, bis etwas kaputt geht.
Und wundern sich dann über Schäden in den 100tausenden, verbunden mit Versorgungsengpässen und Kundenverlusten.
Dabei ist die Lösung nicht neu – nur unbequem : Vorausschauende Wartung statt reaktiver Flickschusterei.

Wartung hat zwei Ebenen :
1. Umfangreiche Instandhaltung (Shutdowns) : Einmal im Jahr – üblicherweise zwischen den Jahren, im Dezember – geplant, mit Produktionsstopp. Alles prüfen, austauschen, was ausfallen könnte.
2. Laufende Instandhaltung : Rekalibrierungen, Lecks und kleine Störungen beseitigen – täglich, zuverlässig und konsequent.

‘Wenn das Transportband 1/4 Mio. Umdrehungen schafft, tauschen Sie es bei 220.000. Nicht erst beim Totalausfall.’

Wer diese Logik ignoriert, bezahlt doppelt : mit Ausfallzeiten und mit Vertrauensverlust.
Und wer glaubt, man könne sich durchretten, mit ‚Erkenntnissen‘ wie ‘tauschen wir eh, wenn irgendwann die neue Linie kommt’, sitzt auf einer Zeitbombe.

Shutdowns sind teuer. Aber unplanmäßige Stillstände ruinieren das Geschäft.

Ein blinder Fleck im Managementdenken :
Wenn der Wettbewerber ausfällt, schnappt man sich dessen Kunden. Klingt verlockend – ist aber gefährlich.

Denn wer plötzlich 2.400 Stück liefert, wo sonst 800 bestellt werden, hat morgen ein Lager voller Rückstände.
Denn :
Der alte Kunde bekommt nichts, der neue kauft einmal – und geht zurück, sobald der Wettbewerb wieder liefern kann.

Ergebnis : Zwei Kunden verloren. Volumen eingebrochen. Marke beschädigt.

Darum gilt :
Wer Engpässe im Markt erkennt, steuert über Preise – nicht über Aktionismus.

Nicht um den Profit zu maximieren. Sondern um die Nachfrage zu steuern, das System stabil zu halten.

Wenn Kunden plötzlich dreimal so viel bestellen wie sonst, sieht das auf den ersten Blick gut aus.
Aber nur auf den ersten.

Denn der Preis dafür zahlt man später :
Zwei Monate lang bestellt der Kunde nichts mehr.
Ihre Maschinen stehen. Ihre Planung kippt. Ihre Stammkunden sind abgewandert.

Was wie Wachstum aussieht, ist in Wahrheit : Verlagerte Volatilität.

Falsche Reaktion : Alles rausschicken. Alles annehmen. Alles mitnehmen.
Richtige Reaktion : Steuern. Bremsen. Begrenzen.
Nicht aus Prinzip – sondern aus Verantwortung für Ihr System.

Denn was viele vergessen: Produktionskapazität lässt sich nicht mal eben verdoppeln.

Wenn die Nachfrage plötzlich um 50 % steigt, können Sie nicht einfach 50 % mehr produzieren.
Nicht morgen. Nicht nächste Woche.
Sie haben keine freien Linien. Keine zusätzlichen Leute. Und keine Maschinen, die sich anpassen, nur weil Excel das so vorsieht.

Also bleibt nur ein Hebel : Der Preis.

Eine Preiserhöhung von 15–20 % schützt nicht nur Ihre Marge.
Sie schützt Ihr Lieferversprechen – gegenüber den Kunden, die auch nächste Woche noch bestellen.

„Wer keine Nachfragegrenze setzt, wird von der Welle überrollt, die er selbst losgetreten hat.“

So machen es Profis :
– Preis erhöhen
– Nachfrage ausbalancieren
– Produktion schrittweise anpassen
– und dann wieder zurückfahren, sobald der Markt sich beruhigt

So bleibt das System stabil.
Und: Ihre Stammkunden bleiben versorgt.

Denn nichts ist gefährlicher, als treue Kunden zu verlieren – für einen Umsatz, den der Markt nächste Woche wieder einkassiert.

Produktionsmanagement bedeutet nicht : immer mehr.
Sondern: das Richtige zur richtigen Zeit – für die Richtigen.

Und wer das ignoriert, lernt es spätestens dann, wenn die Nachfragespitze vorbei ist – und niemand mehr kommt.

Deshalb : rechtzeitig instandhaltungsbedingte Ausfälle einplanen !

Wer sauber gewartet hat, bleibt lieferfähig.
Wer lieferfähig ist, darf sich Respekt leisten – auch beim Preis.
Wer Panik vermeidet, bleibt souverän. Auch im Wettbewerb.

‘Wer in der Wartung spart, verliert dreifach: Maschinenkapazität, und später Kunden und Marktposition.’

Planen Sie Ausfälle. Oder sie passieren einfach.
Und kosten mehr, als jede Stunde Instandhaltung je gekostet hätte.

 

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Ich habe über drei Jahrzehnte Führungsverantwortung in Produktion, Industrial Engineering  und Process Engineering hinter mir. Heute begleite ich Produktionsunternehmen, die bereit sind, sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen – und etwas zu verändern.
Wenn Sie mehr erfahren möchten, finden Sie mich im Netz.
Ob Sie es tun, entscheiden Sie.

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

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Über den Autor

Dipl.-Ing. Thomas Hueber
Gründer und Managing Partner von HME

Thomas Hueber ist Dipl.-Ing. Maschinenbau / Verfahrenstechnik.

Dipl.-Ing. Thomas Hueber berät und unterstützt seit über 30 Jahren das Executive & Senior Management von Produktions- und Technologieunternehmen.
Seit Gründung in 2015 konzentriert sich Thomas Hueber mit seinem Team auf die Produktionsoptimierung und Effizienzsteigerung im Engineering in KMUs sowie in BUs internationaler Industrieunternehmen.

Nach dem Studium war Thomas Hueber zunächst für den Stahl- und Anlagebaukonzern Preussag als Senior Project Engineer international tätig. Anschließend mehrere Jahre in mittelständischen Fertigungsunternehmen und Automobilzulieferern der metallverarbeitenden Großserienfertigung als Senior Manager/Bereichsleiter für Industrial Engineering. Später CTO, COO, GM, VP und Werkleiter in der Fertigung – meist parallel verantwortlich für Engineering, Entwicklung und Projektmanagement – von Produktions- und Technologieunternehmen in den Branchen Maschinenbau, Anlagenbau, Sondermaschinenbau und High Tech (Elektronik, Sensorik, Optik, Laser, Nanotechnologie).

In den Leistungsfeldern Einführung von Lean Manufacturing und Operational Excellence sowie im Projekt TurnAround (Projekt-Rettung) verfügt Thomas Hueber über besondere Erfahrungen. Darüber hinaus ist Thomas Hueber regelmäßig als C-Level Interim Manager in Produktions- und Technologieunternehmen erfolgreich unterwegs.

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